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3 Operationen, Chemo und Bestrahlung lösen erst recht Krebs aus

Operationen und Eingriffe

Durch Eingriffe bei der Entnahme von Gewebeproben oder bei Operationen wird Krebs ausgelöst?

Nein, die Wahrscheinlichkeit dafür wird als gering bis sehr gering eingeschätzt.

Tumoroperationen und auch Eingriffe zur Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) bergen tatsächlich ein mögliches Risiko, dass dabei gesundes Gewebe, oder die Lymph- oder Blutgefäße mit Tumorgewebe „infiziert“ werden. Hierdurch könnte unbeabsichtigt eine Tumorstreuung erfolgen.

Zumindest in Deutschland ist dies erkannt. Operationen zur Entfernung von Tumoren werden mit höchster Sorgfalt und Präzision und mit verfeinerten Operationstechniken unter Vermeidung eben dieser Problematik durchgeführt [1]. Trotzdem ist es nicht vollständig auszuschließen, dass abgelöste Tumorzellen in den Körper gelangen.

Das DKFZ beurteilt den Fall, dass sich durch abgelöstes Tumorgewebe Metastasen im Körper bilden, als „höchst unwahrscheinlich“ [2]. Den abgelösten Tumorzellen fehlen in den meisten Fällen die notwendigen Eigenschaften zum Überleben und Wachsen [2, 3].

Chemotherapie

Die berechtigte Frage, die sich Krebspatienten stellen ist: Steigt das Krebsrisiko nach einer Chemotherapie?

Die Antwort ist nicht erfreulich, sie lautet: Vermutlich ja.

Allerdings muss hier gleich einmal konkretisiert werden. Das kurzfristige Krebsrisiko, also die Gefahr, dass sich der diagnostizierte Tumor vergrößert oder weiter ausbreitet, ggf. auch metastasiert, möchten die Mediziner mit einer Chemotherapie ja gerade verringern. Dies gelingt in den allermeisten Fällen auch. Kurzfristig ist mit einer Chemotherapie also kein erhöhtes Krebsrisiko verbunden. Allerdings scheint mit einer Chemotherapie auf der anderen Seite das Risiko anzusteigen, langfristig an Krebs zu erkranken.

Es gibt nicht allzuviele Studien zu den Langzeitfolgen nach einer Chemotherapie und hierauf zurückzuführende Krebsbefunde. Bei einigen häufigen Krebsarten, wie etwa Brust- und Lungenkrebs ergab sich eine Erhöhung des Risikos von wiederkehrendem Krebs in Form von Rezidiven (gleicher Krebs an gleicher Stelle bzw. gleichem Organ) oder Sekundärmalignomen (weiterer Tumor an anderer Stelle oder anderen Organen) von etwa 10 bis zu 20 % [4].

Die Gründe hierfür sind nicht vollständig durchdrungen. Eine Ursache mag die Ausbildung von Resistenzen gegen die eingesetzten Chemotherapeutika bei überlebenden Tumorzellen sein [5, 6, 7].

Ich habe der Thematik Chancen und Risiken der Chemotherapie einen ausführlichen Artikel gewidmet und u. a. Langzeitrisiken näher betrachtet.

Strahlenbehandlung

Es kursiert die Behauptung, dass das Krebsrisiko durch eine Strahlentherapie massiv zunimmt. Stimmt das?

Nein, es stimmt nicht!

Das Deutsche Krebsforschungszentrum beantwortet die Frage wie folgt: „Wie bei jeder Strahlenbelastung steigt auch das Risiko für eine Blutkrebserkrankung, eine Leukämie, im Lauf des Lebens. Dieses Risiko ist an sich gering und spielt für Menschen, die erst in höherem Lebensalter behandelt werden, nur eine untergeordnete Rolle: Rein statistisch kann es Jahre und Jahrzehnte dauern, bis sich die Schädigung auswirkt.“[8].

Laut der sehr guten Broschüre „Strahlen für das Leben“ der deutschen Gesesellschaft für Radioonkologie e. V. [9] wird das Risiko an einem Zweittumor nach einer Strahlentherapie in einem Zeitraum von 10 bis 30 Jahren zu erkranken im Bereich weniger Prozente. Damit ist das Risiko verschwindend gering im Vergleich zu dem Risiko, das die Erkrankung für den Betroffenen ohne Behandlung darstellt.

Für Kinder und Jugendliche, die sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen, sind das allerdings nicht die besten Aussichten, denn Sie haben ja noch viele Jahre Lebenszeit vor sich. Deshalb gibt es für Kinder und Jugendliche auch besondere Nachsorgeprogramme, um mögliche Langzeitfolgen rechtzeitig behandeln zu können.

Quellen:

[1] DKFZ (aktueller Online-Abgriff): www.krebsinformationsdienst.de

[2] DKFZ (2023): Metastasen durch Bopsie oder Operation.- Artikel auf www.krebsinformationsdienst.de. Link: https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2023/metastasen-biopsie-op.php

[3] BAYERISCHE KREBSGESELLSCHAFT (aktueller Online-Abgriff): Streut der Krebs durch eine Biopsie?.- Link: https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de/informationen/fakten-ueber-krebs/16-fragen-zum-thema-krebs/streut-der-krebs-durch-eine-biopsie/?L=0

[4] KROENLEIN, H. M. (2017): Informationen zu Langzeitnebenwirkungen von Krebstherapien.- Vortrag am 10. Oktober 2017 im Rahmen der InfoReihe Krebs an der Charite des Benjamin Franklin Universitätsklinikum, Berlin.

[5] BUKOWSKI, K., KCIUK, M. & KONTEK, R. (2020): Mechanisms of multidrug resistance in cancer chemotherapy.- Int. Jour. Mol. Sci. 21(9), 3233.

[6] LIPPERT, T., H. & VOLM, M. (2010): Resistenzprobleme bei medikamentösen Krebstherapien.- Dt. Apothekerzeitung DAZ 18/2010.

[7] VASAN, N., BASELGA, J. & HYMAN, D. M. (2019): A view on drug resistance in cancer.- Nature 575, 299-309.

[8] DKFZ (2018): Nuklearmedizin: Durchführung und Nebenwirkungen der Radionuklidtherapie – Wie läuft die Behandlung ab? Welche Risiken gibt es?.- Link: https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/strahlentherapie-nuklearmedizin/nuklearmedizin-nebenwirkungen.php

[9] SAUTTER-BIHK M-L. & BAMBERG, M. (2015): Strahlen für das Leben.- Broschüre im Auftrag der Gesellschaft für Raioonkologie e. V.- Link: http://mitglieder.degro.org/dav/html/download/pdf/Strahlen_fuer_das_Leben_140408.pdf

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