Ist Milch krebserregend und sollte ich Kuhmilch besser weglassen?
Dieser Beitrag ist Teil meiner ANTI-KREBS-TOOLBOX

Kann Milch krebserregend sein?
Um es vorweg zu nehmen, meine Empfehlung zur Krebsvermeidung lautet: Kuhmilch aus der Ernährung weglassen oder zumindest weitgehend reduzieren.
Diese Erkenntnis war für mich ein Schock, denn ich liebe Käse, Joghurt und auch mein Müsli mit Milch. Gottseidank gibt es mittlerweile brauchbaren Ersatz. Dazu später mehr.
Was sagt nun die Wissenschaft zu Kuhmilch und Krebs? Kann Milch krebserregend sein oder ist Milch sogar gesundheitlich zu empfehlen Die wissenschaftliche Erkenntnislage ist nicht eindeutig und die Wissenschaftler sind in zwei Lager gespalten, die Verfechter von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten und deren Gegner. Beide Lager verweisen auf für sich gesehen halbwegs schlüssige Studien.
Die Gegner bringen vor, dass eine der wichtigsten Funktionen der Kuhmilch die Versorgung von Kälbern in den ersten Monaten nach der Geburt ist. Die Kälber werden ausschließlich durch die Muttermilch ernährt und wachsen in dieser Zeit massiv und sehr viel schneller als z. B. Hunde- oder Katzenjunge und sehr, sehr viel schneller als menschliche Babies. Der Grund für das massive Wachstum sind die in der Milch von stillenden Kühen enthaltenen Wachstumshormone, die vor allem in industriell gefertigter Milch extrem angereichert sind. Das liegt daran, dass Milchkühe so oft wie möglich trächtig gehalten werden, um eine maximale Milchproduktion zu gewährleisten und dabei massiv Hormone produzieren. Man geht davon aus, dass sich der hormonell angeregte Wachstumsreiz negativ auf das Wachstum von Krebszellen auswirkt. Entsprechend sei auch mit einem beschleunigten Tumorwachstum beim Menschen zu rechnen, wenn Kuhmilch und Kuhmilchprodukte vermehrt aufgenommen werden. Vor allem aus diesem Grund wird Milch als krebserregend beurteilt.
Im Detail ist die Sache komplizierter. Hier geht es u. a. um die Stimulierung von mTORC1, einem Protein-Enzym-Komplex welcher das Zellwachstum und die Zellteilung anregen kann. Weiter spielen die erhöhten Leucin-Gehalte (eine Aminosäure) in der Milch sowie der dem Insulin ähnliche Wachstumsfaktor IGF-1 (InsulinLikeGrowthFacto 1 = IGF-1) eine große Rolle in der Diskussion. Die Details würden zu weit führen.
Beide Seiten, die Verfechter als auch die Gegner von Kuhmilch in der Ernährung haben gute Argumente, sind aber meines Erachtens letztlich nicht restlos schlüssig. Den aktuellen Studienergebnissen zufolge (s. unter Quellen) scheint in Bezug auf das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken, ein moderater Milchkonsum hilfreich zu sein. Sicher nachgewiesen scheint dagegen das durch Kuhmilchverzehr deutlich erhöhte Risiko für Prostatakrebs bei Männern zu sein. Diverse Studienergebnisse weisen zudem auf ein erhöhtes Brustkrebs- und eventuell auch Eierstockkrebsrisiko bei Frauen hin, bei allerdings hohem Verzehr von Milchprodukten. Es gibt allerdings auch Studien, die dies nicht aufzeigen konnten.
Auch wenn im Zusammenhang mit Milch und Krebs nahezu zahllose Untersuchungen vorliegen, ist der Zusammenhang bisher nicht vollständig verstanden. Für mich bleibt am Ende der Fakt, dass Kuhmilch eine sehr hohe Zahl an einzelnen natürlichen Bestandteilen enthält, z. B. alleine etwa 240 verschiedene MicroRNAs, welche die Aktivität von Genen regulieren. Der Mix an verschiedenen Bestandteilen in der Milch ist m. E. so groß, dass wissenschaftlich eindeutige Aussagen über die tatsächlichen Wirkmechanismen nicht zu erwarten sind. Was ich sicher weiß ist, dass Kälber allein mit Rohmilch unglaublich stark wachsen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kuhmilch für den Menschen in abgeschwächter Form ähnlich wirken kann. Tumorzellen werden davon vermutlich eher profitieren als „normale“ Zellen. Meines Erachtens trifft also eher die Aussage zu, Kuhmilch = krebserregend.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, Kuhmilch weitgehend aus der Ernährung zu verbannen.
Letztlich halte ich mich bereits seit einiger Zeit an die gute alte Faustregel: „Die Menge macht’s“ und sehe zu, Kuhmilch und Milchprodukte weitgehend zu reduzieren. Die gute Nachricht ist, dass pasteurisierte, fermentierte oder angesäuerte Milchprodukte wie etwa Käse und auch Joghurt deutlich weniger Rinder-IGF-1 enthalten. Demnach verzichte ich weitgehend auf Trinkmilch und ersetze Kuhmilchkäse möglichst durch Schafskäse und Joghurt weitgehend durch die mittlerweile in vielen auch guten Varianten erhältlichen veganen Joghurts. Trinkmilch ersetze sich durch vegane Milchersatzprodukte. Die sind z. B. als „MLike“ (K-Classic), „No Milk“ (Edeka) oder „This is not M*lk“ (Alpro) auf der Basis von Hafer, Erbsen- und/oder Hanfproteinen mittlerweile geschmacklich kaum noch von der echten Milch unterscheidbar und bei den üblichen Discountern meist günstiger als Hafer-, Soja- oder Mandelmilch erhältlich.
Calciummangel ohne Milch?

Was nicht unterschätzt werden sollte beim Verzicht auf Milch ist das wertvolle Calcium. Mitteleuropäer nehmen im Durchschnitt etwa 40 % des Calcium durch Milch und Milchprodukte auf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Richtwerte für die tägliche Calciumzufuhr von
- 600 bis 1.200 mg für Kinder in Abhängigkeit vom genauen Alter,
- 1.200 mg für Jugendliche bis 19 Jahre
- 1.000 mg für Erwachsene.
Diese Menge könnte ein Erwachsener durch den alleinigen Verzehr von 850 ml Milch erreichen. Ohne Milch wird es etwas schwieriger, aber trotzdem gut machbar.
Noch bessere Calciumlieferanten als Milch sind:
- Grünkohl
- Mandeln
- Haselnüsse
- die meisten anderen Nüsse
- Salzstangen (ja tatsächlich)
Etwa gleichauf mit Milch liegt:
- gekochter Spinat
- Broccoli
Ordentliche Calciummengen enthalten:
- Artischocken, gekocht
- Endivien
- Sauerkraut
- Weißkohl, gekocht
- Vollkornbrot
Letztlich unterstützen auch sehr gut gehaltvolle Mineralwässer um auf die tägliche Calciummenge zu kommen. Mein Favorit ist Gerolsteiner Sprudel mit 348 mg Calcium/Liter. Achtet bei der Mineralwasserauswahl auf Sulfat. Bei den gehaltvollen Wässern liegt dieses meist zu hoch und beeinflusst den Geschmack negativ in das seifig-bitterliche. Sulfat sollte unter 250 mg/Liter liegen. Beim Gerolsteiner ist es mit 38 mg/Liter auf einem Top-Wert.
Weitere Tips zur Anti-Krebs-Ernährung findest Du in der Kategorie Ernährung und im Kampf gegen den Krebs in der Anti-Krebs-Toolbox.
Quellen (Auszug)
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