Tag 6
Zyklus 1 / Woche 1 / Tag 6, Samstag
Mein Zustand im Überblick
Der sechste Tag
Bisher schwächster Tag! Auch wenn ich mich freue, wieder zu Hause zu sein, fällt es mir schwer wieder aufzustehen, wenn ich erstmal sitze. Bin ausgemergelt und schlapp. Kann mich nur zu einem kurzen Spaziergang aufraffen, 4.000 Schritte an diesem Tag sind das kümmerliche Ergebnis.
Zu Hause bedeutet auch, endlich keinen lärmenden Bettnachbarn mehr, endlich Ruhe im Schlafzimmer. Allerdings kann ich trotzdem kaum schlafen. Bekomme die Bilder von meinem dementen Zimmernachbarn nicht aus dem Kopf.
Es war schlimm und es war traurig und bedrückend. Ein halbwegs sinnvoller Wortwechsel beschränkte sich auf einfachste Dinge, wie etwa ein Wasser mitzubringen, irgendetwas ans Bett zu stellen oder aus dem Schrank zu holen. Ich konnte nicht herausbekommen, warum der alte Mann überhaupt in Behandlung war. Er konnte es nicht beschreiben und wusste es schlichtweg nicht. Auch hätte ich ihn gerne einmal mit meinem Handy mit seiner Frau verbunden, aber er wusste die Nummer nicht und den Namen auch nicht. Es war schrecklich, diesen massiven geistigen Verfall mitzuerleben. Zum Abschied schenkte ich ihm eine große Tüte Gummibären. Darüber hat er sich riesig gefreut. Aber der Ärmste war auch zu Tode betrübt, dass ich ihn nun verlasse. In Gedanken wünsche ich ihm alles Gute … und einen ausgeglichenen Bettnachbarn mit stählernen Nerven.
Hinsichtlich Übelkeit kann ich einen permanenten Brechreiz verkünden. Gott sei Dank bleibt alles drin. Nehme die Tabletten aus dem Krankenhaus, wie verordnet. Allerdings reicht das nicht. Es gibt erst Entspannung als ich mit eigenem „Desmodium“ ergänze. Gutes Zeug!