Tag 17

Zyklus 1 / Woche 3 / Wochentag 3, Mittwoch / Tag 17 der Therapie

Mein Zustand im Überblick

Körperlicher Zustand25%
Mentaler Zustand25%
Übelkeit65%
Verdauung & Appetit50%
Schlaf5%
Fitness15%

Der siebzehnte Tag

Der Tag fängt gut an und endet in der Notaufnahme des Krankenhauses! So war das nicht geplant. Was ist passiert?

Gegen Abend beim ins Bett legen bekomme ich zunehmend heftige, stechende Schmerzen in der rechten unteren Rückenhälfte. An Schlafen nicht zudenken. Ich halte es nur noch im zusammengekauerten Sitzen am Küchentisch aus. Liegen oder Stehen undenkbar. Was ist da los? Kollabiert gerade meine Niere und stellt den Dienst ein aufgrund der massiven Zufuhr toxischer Chemotherapeutika? ICH HABE NUR EINE NIERE!!! Bekomme Panik und rufe 112 an. Zuvor mache ich das, was die Notaufnahme niemals gerne sieht und unbedingt vermeiden möchte: Ich nehme zwei Ibu’s (Ibuprofen) im Doppelpack mit insgesamt 800 mg. Ohne Ibu hätte ich es nicht mehr ausgehalten, obwohl ich bei Schmerzen eigentlich recht robust bin. Aber das hier war mir eindeutig zuviel.

Zurück zum Notruf. Im Telefonat wird die aktuelle Situation abgefragt und dann entschieden, dass ein Notarztwagen kommen muss. Nach etwa 20 Minuten ist der dann auch da und es geht ins Krankenhaus. Mittlerweile hat das Ibu seinen Dienst aufgenommen und es geht mir schon deutlich besser, aber immer noch „beschi…en“.

Leider kommt es wie es kommen muss, der Notarztwagen bringt mich nur zum nächstgelegenen Krankenhaus mit einer urologischen Notbesetzung. Das ist leider nicht mein weiter entferntes, behandelndes Krankenhaus. Ich weise massiv darauf hin, dass dieses Krankenhaus meinen Fall nicht kennt und von Grund auf neu anfangen müsste. Nützt nichts, die RKW-Fahrt endet im nächstgelegenen Krankenhaus (Entfernung etwa 8 km). Eine darüber hinaus gehende Strecke übernimmt die Krankenversicherung nicht. Dort angekommen, stellt man in der Erstaufnahme fest, dass ich eventuell doch in meinem behandelnden Krankenhaus (Entfernung 28 km) besser aufgehoben wäre, da dort die vollständige Krankenakte samt aller bisherigen Untersuchungsergebnisse vorliegt. O Wunder! Es wird mir überlassen, mich weiter vor Ort behandeln zu lassen oder irgendwie in das behandelnde Krankenhaus zu gelangen. Entscheide mich für die zweite, klar bessere Option. Am Ende bringt mich meine Frau etwa gegen Mitternacht in mein behandelndes Krankenhaus (der ÖPNV streikt noch bis 3 Uhr morgens). Das hätte ich mir vielleicht auch gleich denken können. Die Fahrt mit dem RKW war eine unnötige Schleife.

Meines Erachtens ist es völliger Unfug, Notfallpatienten mit aller Gewalt in das nächstgelegene, halbwegs passende Krankenhaus zu fahren, wenn bereits ein anderes Krankenhaus in einer intensiven Behandlung (hier Chemotherapie) eingeschaltet ist. Der Krankenfall kann dort schneller und gezielter sowie ohne erneute grundlegende Untersuchungen angegangen werden. Nun ja, deutsche Krankenversicherungslandschaft. Im Einzelfall nicht immer die beste Lösung. Nichtsdestotrotz, ohne Krankenversicherung, die wesentliche Kosten übernimmt, würde es natürlich gar nicht gehen.

Im „richtigen“ Krankenhaus legt die Notaufnahme nach einer Wartezeit von etwa zwei Stunden (geht ja noch) vehement los. Zunächst geraten Nierensteine in Verdacht. Allerdings zeigt sich die Niere im Ultraschall soweit in Ordnung. Am Ende wird ein massiv irritierter Nervenstrang im Nierenbereich konstatiert, der beim Hinlegen in das Bett schlichtweg ausgeflippt ist. Ein Zusammenhang mit der nierenbelastenden Chemotherapie liegt nahe. Bekomme heftige Schmerzmittel zusammen mit der Empfehlung, den Nierenbereich warm zu halten und sich soweit wie möglich zu entspannen.

Die Untersuchungen im Krankenhaus zogen sich bis um 4:30 am Morgen hin und waren von langen Wartezeiten unterbrochen. Ich war hundemüde und wollte nur noch schlafen. Im Liegen konnte ich es jedoch vor Schmerzen nicht aushalten und musste mich nach einigen Minuten wieder hinsetzen. Also habe ich die Nacht im Sitzen vor mich hingedämmert (schreibt man das so?). Na toll, Erholung sieht anders aus!

Tja, soweit zu dieser dritten „Erholungswoche“. Sollte eigentlich zur Rekonvaleszens vor der nächsten Infusion dienen. Aber, die Woche war noch nicht zu Ende. Es kam noch deutlich schlimmer.